Dass sich die Ökonomien in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und in Südkorea mittlerweile deutlich abgeschwächt haben, hatte ich Ihnen in jüngster Vergangenheit anhand von deren Exportaktivitäten, deren Immobilienmärkten und deren Konsumzahlen vor Augen zu führen versucht.

Es handelt sich im Fall dieser Wirtschaftsräume nicht um zu vernachlässigende Randbereiche der globalen Wirtschaft, sondern vielmehr um Hotspots, die sich in den vergangenen Jahren als Taktgeber für den Gesundheitszustand der Weltwirtschaft und den Welthandel erwiesen haben.

Dass sich dieser Entwicklung nun auch der Handelsknoten Singapur anschließt, ist alles andere als eine gute Nachricht von der Weltwirtschaftsfront. Vielmehr zeigten sich die meisten Analysten und Ökonomen von den am gestrigen Morgen aus Singapur vermeldeten Daten schockiert.

Man braucht sich hierüber auch nicht zu wundern, da das Bruttoinlandsprodukt Singapurs im zweiten Quartal auf Jahresbasis um 3,4 Prozent geschrumpft ist. Im ersten Quartal hatte der südostasiatische Stadtstaat noch über ein solides BIP-Wachstum von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr berichtet.

Die Konsensschätzungen unter Analysten lagen im Vorfeld der Datenveröffentlichung zum zweiten Quartal bei einem BIP-Wachstum von +0,5 Prozent. Es handelt sich nicht nur um den schärfsten BIP-Rückgang seit dem Jahr 2012, sondern die aktuelle Lage deutet auch darauf hin, dass Analysten den Abschwung in der Weltwirtschaft noch immer zu unterschätzen scheinen.

Auf die aus Singapur vermeldeten Konjunkturdaten folgte die Veröffentlichung von Im- und Exportdaten für den Monat Juni aus China, die ebenfalls enttäuschend ausfielen, nachdem sich sowohl die Im- als auch Exporte im Reich der Mitte abermals als rückläufig erwiesen. Während Chinas Exporte im Juni auf Jahresbasis um 1,3% zurückgingen, brachen die Importe gar um unerwartet hohe 7,3% ein. Analysten schlagen nun plötzlich andere Töne an.

Von einer herben Enttäuschung ist da nun die Rede, der Ausbruch einer möglicherweise in Singapur bevorstehenden technischen Rezession deute auf nichts Gutes hin, wie es heißt. Wer bislang davon ausging, dass sich Handelsdrehkreuze wie Singapur im Angesicht der Situation zwischen den USA und China trotz allem gut halten würden, scheint nun die Welt nicht mehr zu verstehen.

Singapur gilt – ähnlich wie die VAE – aufgrund von dessen weitläufiger Vernetzung und Integration in den globalen Handel als eines der besten Barometer zur Beurteilung der Lage in der Weltwirtschaft. Nachdem die Exportaktivitäten Singapurs bereits über die vergangenen Monate gesunken waren, folgte im Mai der stärkste Rückgang seit Beginn des Jahres 2013.

Aus dem singapurischen BIP-Bericht geht hervor, dass sich der Einbruch des BIPs im zweiten Quartal insbesondere auf einen Kollaps der Verschiffung von Elektronikgütern zurückführen lässt. Ein Blick auf die nachfolgende Grafik verdeutlicht diese Entwicklung.

   

   

Noch alarmierender lesen sich die Daten aus dem produzierenden Gewerbe, das im zweiten Quartal auf Jahresbasis um sechs Prozent in die Knie ging. Gleichzeitig brachen die Aktivitäten im Bausektor nach einem Anstieg von etwas mehr als 13% im ersten Quartal in Q2 um 7,6% ein.

Singapurs Dienstleistungssektor schrumpfte im zweiten Quartal um 1,5 Prozent. Unter einigen führenden Analystenhäusern wird unter Berücksichtigung der aus Südkorea, Singapur und den VAE eingehenden Daten inzwischen damit gerechnet, dass sich der wirtschaftliche Abschwung in Südostasien über die nächsten Monate noch verschärfen wird.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"